Bis vor wenigen Jahren war körperliche Bewegung für Krebspatient:innen tabu. Ihnen wurde strengstens verboten, sich übermäßig zu bewegen oder gar sportlich aktiv zu werden. Ruhe war angesagt. Heute wissen wir es besser: Körperliche Bewegung und Aktivität können eine sehr wichtige Rolle dabei spielen, die Lebensqualität von Nierenkrebs-Patient:innen zu verbessern. Die positiven Effekte von Bewegung für Krebspatient:innen wurden inzwischen mehrfach wissenschaftlich nachgewiesen.
Bewegung und Sport bedeuten nicht gleich zwangsläufig Wettkampf und Leistungssport. Vor dem Hintergrund einer Nierenkrebs-Erkrankung ist hiermit vor allem ein aktiv gestalteter Lebensstil gemeint, der vermehrt körperliche Aktivität in den Alltag integriert und somit die Gesundheit fördert. Dies kann bereits über kleine Veränderungen im Alltagsverhalten erreicht werden, indem Sie beispielsweise die Treppen laufen, anstatt den Aufzug zu nehmen, oder zu Fuß gehen und Fahrrad fahren, anstatt das Auto zu benutzen.
Richtig ist das, was sich gut anfühlt
Wichtig ist, dass die Bewegung Ihnen Spaß macht und nicht zur Qual wird. Ihr eigenes Interesse steht dabei im Vordergrund: Machen Sie das, was Ihren eigenen Vorlieben entspricht. So bleiben Sie auch über einen längeren Zeitraum und mit mehr Elan bei der Sache. Auch ist die körperliche Aktivität immer von Ihren persönlichen Ansprüchen und Ihrem Befinden abhängig. Geht es Ihnen mal nicht so gut, sollten Sie sich ruhig etwas schonen. Ist der Gesundheitszustand gut, darf es auch mal ein längerer Spaziergang oder Lauf sein.
Finden Sie die richtige Bewegung für sich
Die tägliche Bewegung, in wohldosierter Trainingsform, gehört heute zur sinnvollen Ergänzung bewährter Therapien. Denn …
- Übungen, die die Bein- und Rückenmuskulatur kräftigen und die Lungenfunktion verbessern, beugen Lungenentzündung, Muskelabbau und anderen Folgen von Bewegungsmangel vor.
- Bewegung lindert das Fatigue-Syndrom (Erschöpfungssyndrom) und stellt den natürlichen Tag-Nacht-Rhythmus wieder her.
- körperliche Aktivität regt den Appetit an und bewahrt daher vor Auszehrung.
- körperliche Aktivität senkt das Infektionsrisiko.
- körperliche Aktivität stärkt das Selbstvertrauen und hilft, sich wieder an den eigenen Stärken zu orientieren.
- Freude und Spaß an Bewegung steigern die Lebensqualität und das persönliche Wohlbefinden.
- gemeinsame körperliche Aktivität mit anderen Betroffenen fördert die Kommunikation und das soziale Miteinander.
Aus Erfahrung wissen wir, dass ein Training, welcher Art auch immer, in Gruppen häufig leichter fällt als im Alleingang.
Bewegung trotz Nebenwirkungen der Behandlung?
Hand-Fuß-Syndrom, Müdigkeit etc. – Sie leiden an Nebenwirkungen der Therapie? Klar, dass dies die Möglichkeiten der körperlichen Betätigung einschränkt. Sind die Schmerzen an den Füßen beispielweise zu stark, kann Ausdauertraining eine Herausforderung werden. Am wenigsten problematisch sind dann Fahrradfahren oder das Fahrradergometer, da nicht die gesamte Fußsohle belastet wird. Auch Bewegung im Wasser kann angenehm sein. Durch den Auftrieb des Wassers wird ein Teil des Körpergewichts von den Fußsohlen genommen. Hier ist jedoch die Wirkung des Wassers auf die Haut zu beobachten. Eventuell ist auch Hockergymnastik im Sitzen eine Idee? Probieren Sie aus, welche Bewegungsformen Sie tolerieren und über welchen Zeitraum die Belastung für Sie möglich ist.
Wer unter starker Müdigkeit, der so genannten Fatigue leidet, sollte versuchen, den „inneren Schweinehund“ zu überwinden und sich trotzdem bewegen. Denn: Studien konnten eindeutig zeigen, dass eine gewisse körperliche Aktivität ganz wichtig ist zur Vorbeugung und auch Behandlung des chronischen Müdigkeitssyndroms.
„Es ist nie zu spät mit etwas Gutem zu beginnen“
Sie wollen mehr als Spazierengehen oder gelegentlich Fahrrad fahren? Sollten Sie mit gezieltem körperlichen Training beginnen wollen, ist zunächst ein Arztbesuch zu empfehlen. Ihr/e behandelnde/r Arzt/Ärztin sollte Ihnen bescheinigen, dass eine sportliche Betätigung aus onkologischer Sicht unbedenklich ist. Natürlich können auch Krebspatient:innen uneingeschränkt Sport treiben. Uneingeschränkt ist allerdings hier ein sehr großes Wort – es kommt immer auf den richtigen Zeitpunkt und die jeweilige Sportart an.
Kurze Zeit nach der Operation sind bestimmt nicht alle Sportarten empfehlenswert. Hier ist ein auf die persönliche Leistungsfähigkeit abgestimmter Weg nötig. Lassen Sie sich dabei von Ihrem/Ihrer Arzt/Ärztin und gegebenenfalls einem/einer Physiotherapeut:in beraten. Extremsportarten sollte man prinzipiell mit Zurückhaltung betrachten, aber es gibt auch da keine Einschränkung im strengen Sinne. Hier gilt es selbstkritisch zu sein. Wichtig ist es, sich nicht zu überfordern. Aber es gibt keine Sportart, die medizinisch gesehen nicht vereinbar mit der Diagnose Nierenkrebs oder mit einer medikamentösen Behandlung wäre.
Weitere Tipps zu körperlicher Aktivität für Nierenkrebs-Patient:innen finden Sie in unserem "Wegweiser Nierenkrebs", den Sie kostenfrei anfordern können unter: